Sportförderung

Sport am Kilimanjaro

Oliver Zantow

Der Sport und hier vor allem der Fußball begeistert auch die Menschen in Tansania. In beinahe jedem Dorf und so ziemlich an jeder Schule findet man einen Fußballplatz vor. Aber Groß und Klein spielen neben Fußball auch ebenso leidenschaftlich Basketball und Netball.

Der Zustand der Plätze und Sportanlage ist fast überall schlecht, es gibt nur wenige ausgebildete Sportlehrer oder Trainer und auch Strukturen für organisierten Wettkampfsport sind gerade im ländlichen bereich nicht vorhanden.

Rafiki e.V. unterstützt seit vielen Jahren sowohl an den Schulen den Sportunterricht und hilft ebenso, Strukturen außerhalb der Schulen aufzubauen.

Herausragende Projekte sind in diesem Zusammenhang der Mädchenfußball und der Aufbau eines Mädchen-Rugby-Teams, die mit Unterstützung von Freiwilligen aus Deutschland aber vor allem Dank des Einsatzes unserer tansanischen Mitarbeiterin Rehema Msella (KIUMAKO) seit vielen Jahren kontinuierlich vorangebracht werden. Höhepunkt war ein Freundschaftsspiel von Schülerinnen der KIUMAKO und des KIUMO Vocational Center gegen ein Frauenfußballteam des VfL Kellinghusen im Juli 2013 auf dem Fußballplatz der Mwika Primary School.

Von Mädchen in Sporthosen und der RAFIKI Championship


Oliver Zantow

2004 haben wir ein Lehrerworkshop mit den Lehrkräften von KIUMO durchgeführt. Vormittags. Nachmittags hatten wir den Auszubildenden angeboten, mit ihnen Sport zu machen. Um die Gruppen einzuteilen, fragten wir, wer Volleyball spielen möchte: Alle Mädchen meldeten sich. Und wer wollte Fußball spielen: Alle Jungs natürlich. Einige Vereinzelte interessierten sich für Badminton.

Dann haben wir die Mädchen gefragt, ob och von ihnen welche Lust hätten, Fußball zu spielen: Große Augen, fragende Blicke – und schweigen. Naja: „Wer Lust hat, kann ja zum Fußballplatz kommen!“ Sollten sich ein paar Mädchen einfinden, würden wir im Wechsel einen Tag mit den Jungs und einen Tag mit den Mädchen spielen.

Und siehe da: Zur verabredeten Zeit fanden sich ein paar interessierte Mädchen ein. Also haben wir mit ihnen Fußball gespielt. Ganz normales Training mit abschließendem Spielchen. Das hat schon zu Gejohle bei den auf ihren Auftritt lauernden Jungs geführt. Und zu dummen Sprüchen, denn Mädchen hätten auf dem Sportplatz nichts verloren. Nicht einmal, wenn sie über ihren Hosen noch einen Rock trugen. Barfuß oder mit Flip-Flops spielten die meisten ohnehin, denn feste Schuhe, geschweige denn Sportschuhe, hatte kaum ein Mädchen.

Am Ende unseres zweiwöchigen Workshops haben dann zwei Jungs-Mannschaften und auch zwei Mädchen-Mannschaften gegeneinander gespielt – jeweils das erste gegen das zweite Lehrjahr. Das Spiel der Mädchen wurde zu einem gesellschaftlichen Ereignis: Hunderte säumten das Spielfeld, wollten sich dies nicht entgehen lassen.

Im Grunde war dies der Startschuss zur RAFIKI Sportförderung. Bei einem weiteren Besuch brachten wir Trikots, Hosen und Stutzen für die immer noch begeistert spielenden Mädchen mit. KIUMO Sportlehrer James Mmbando spielt seitdem mit den Auszubildenden – Jungs wie Mädchen regelmäßig Fußball und gelegentlich kommt es zu einem Spiel gegen eine benachbarte Schule.

Nun wollten wir also die Mädchen in den neuen Trikots spielen sehen. Anschließend wollten die Jungs spielen, danach noch zwei Herren-Teams.

Dazu muss man sagen, dass es täglich gegen 19 Uhr dunkel wird. Richtig dunkel und richtig pünktlich jeden Tag. Also war ein straffer Zeitplan erforderlich, was schon in einem erheblichen Widerspruch zur Zeiteinteilung in Tansania steht. Auf jeden Fall begründet dies, warum alle um den Platz herum Stehenden zunehmend ungeduldig wurden, als die Mädchen nicht aus ihren Umkleideräumen – Klassenräumen einer benachbarten Schule – kamen. Wir fragten nach. Die Ursache: Sie trauten sich nicht in kurzen Hosen in die Öffentlichkeit. Ein wenig gute Zusprache und sie liefen auf. Das Gejohle auf dem Sportplatz war enorm. Aber es fand das erste Spiel von Mädchen in Sportkleidung statt.

Seitdem bringen wir immer mal wieder Equipment mit, spielen Mädchen mit der gleichen Selbstverständlichkeit wie Jungs Fußball.

Um die Rolle der Frau in der Gesellschaft zu stärken und das Selbstbewusstsein der Mädchen in der Region zu verbessern, werden wir auch weiterhin den Frauenfußball unterstützen.

Im Herren-Fußball begegnete uns ein völlig anderes Phänomen: Die Jungs sprühen nur so vor Leidenschaft, wenn sie einen Ball vor die Füße bekommen. Jedes Dorf hat eine Fußballmannschaft, mindestens eine Vielzahl Fußball Begeisterter. Wir unterstützen nun die Fußballfreunde am Kilimanjaro, indem wir die Kosten für die Ausrichtung der Spiele übernehmen.

Die Organisation liegt mittlerweile in den Händen des Trainers von Kirimeni, Wilbert Nyela.

Etabliert hat sich auch  der Mädchen-Fußball. Heute ist es längst nicht mehr das gesellschaftliche Ereignis, wenn Mädchen Fußball spielen, es ist im positiven Sinne ein Stück Normalität geworden. Dies unterstützen wir mit regelmäßigen Sportkursen an der KIUMAKO Secondary School und dies hat einen ganz großen Auftrieb erfahren durch den Besuch der Damen-Mannschaft des VfL Kellinghusen im Jahr 2013.

Mittelfristig haben uns vorgenommen, die Sportförderung noch weiter auszubauen. An vielen Schulen kann kaum Sportunterricht erteilt werden, da es an Ausrüstung fehlt und auch den Lehrkräften neben didaktischen Ansätzen oftmals die Regeln der Spiele gar nicht ausreichend bekannt sind. Wir streben an, dass die KIUMAKO auch hier Impulse setzen und über Fortbildungen und Workshops den Breitensport im Distrikt Moshi Rural stärken wird.